Als ich an jenem Novembermorgen eine Nachfrage erhielt, was dort auf dem Friedhof in Französisch Buchholz vor sich ginge, fuhr ich umgehend hin und traute meinen Augen nicht.
Die alten Grabtafeln und Granitwände wurden mit einem Bagger brutal abgegriffen und zerschmettert. Am Tag zuvor schob ein Radlader offenbar die umzäunten Bodenplatten ab. Es stand nur noch die halbe Mauer.
Der Versuch, die Bauarbeiter mit Worten davon abzubringen und den Abriss zu stoppen war nach einiger Diskussion erfolglos. Im Angesicht des tonnenschweren Ungetüms vor mir, und ungehaltener Bauarbeiter neben mir, blieb nichts weiter übrig als gemeinsam mit der Ortschronistin Anne Schäfer-Junker zu alarmieren. Unter anderem den Bürgerverein, unsere CDU Fraktion und in den sozialen Medien.
Auch der Pankower Bezirkshistoriker Christian Bormann war entsetzt. "So etwas habe ich noch nicht erlebt" sagte er mir. Gleichzeitig mit einer eilig organisierten aber gut besuchten Mahnwache verlangte der Fraktionsvorsitzende Johannes Kraft am Abend im Stadtentwicklungsausschuss die sofortige Einstellung der Abrissarbeiten. Das sagte der zuständige Stadtrat Kuhn auch zu. Aber..
Nur durch beherzte Buchholzer gelang es letztendlich, den Abriss am nächsten Morgen wirklich zu stoppen, da Stadtrat Kuhn die Zusage des Stopps nicht weitergegeben hatte.
Nun trat der Zusammenhalt der Buchholzer zu Tage. Es wurden Unterschriftensammlungen organisiert, Gesprächstermine und Treffen vereinbart.
Dank der vielen Unterstützung konnten einige Teile der Mauer gerettet werden. Der größte Teil ist aber verloren. Die Aussage des Stadtrats, dass die Granitgräber sorgsam eingelagert wurden, stellte sich als Verwaltungsirrtum heraus. Alles war entsorgt und zerkleinert worden, was mir aufgrund des Vorgehens der Bauarbeiter mit dem Bagger klar war. Nunforderten wir per Antrag in der BVV eine Wiederherstellung und sorgsamen Umgang mit den Resten der Grabanlage, wo auch die hugenottischen Vorfahren vieler Buchholzer begraben waren.
Unsere Unterschriftensammlung, gemeinsam mit Christian Reimer, Helmut Jansen, Johannes Kraft und Denise Bittner unterstützte diesen Antrag, welcher dann auch einstimmig in der BVV(Bezirksverordnetenversammlung) beschlossen wurde. Man muss nun die Scherben sortieren und nach vorn schauen. Jetzt heißt es dranbleiben, bis der Friedhof wieder hergerichtet ist.