Berlin schafft die schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) ab. Das „Gesetz über die Abschaffung der Prüfungen zum mittleren Schulabschluss (MSA) am Gymnasium“ wurde in der Plenarsitzung am 21.09.2023 mehrheitlich beschlossen.
Neue Regelung soll ab Oktober gelten
Die Reform sieht vor, die bisher obligatorischen MSA-Prüfungen an Gymnasien bereits zum Schuljahr 2023/2024 abzuschaffen. Konkret bedeutet das, dass die Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache sowie die Präsentationsprüfung entfallen. Die Schülerinnen und Schüler können sich so besser auf den Übergang in die Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe vorbereiten, ohne für eine Prüfung zu büffeln, die wenig mit den Herausforderungen der Abiturprüfung zu tun hat. Zudem können sich die Lehrkräfte stärker auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren.
Ab dem Schuljahr 2024/25 müssen Gymnasiasten in der 9. oder 10. Jahrgangsstufe stattdessen eine Präsentationsleistung in Form einer mediengestützten Projektarbeit erbringen, um die notwendige Präsentationskompetenz für die 5. Prüfungskomponente im Abitur zu entwickeln.
Diese Maßnahme ist Teil des Sofortprogramms des Senats und dient der Entlastung der Berliner Lehrkräfte, denen so ein erheblicher Vorbereitungs- und Korrekturaufwand erspart bleibt. Gleichzeitig soll die Bildungsqualität an Berliner Schulen so nachhaltig verbessert werden.
Schon gewusst?
Die MSA-Prüfungen an Gymnasien mussten sich schon über Jahre ständiger Kritik aussetzen. Aus verschiedensten Richtungen wurde die Abschaffung gefordert, die es kurzfristig während der Pandemie schon einmal gab. Unter anderem setzten sich dafür der Landeselternausschuss (LEA) und die Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOD) ein. Der Berliner Senat kommt dieser Forderung nun nach und schließt sich mit der Abschaffung zahlreichen anderen Bundesländern an, in denen der Mittlere Schulabschluss für Gymnasiasten lediglich an die Versetzung in die 11. Klasse geknüpft ist.
Weitere Neuerung
Um für weitere Entlastung zu sorgen, hat der Senat in seinem Sofortprogramm eine weitere Neuerung vorgesehen: Die Präsenzpflicht für gesetzlich vorgesehene Schulgremien soll aufgehoben werden. Zukünftig soll auch eine Umsetzung per Videokonferenz möglich sein. Die meist am Abend stattfindenden Sitzungen können Lehrkräfte, Eltern- und Schülervertreter nun also auch von zuhause führen. Außerdem soll die Mindestanzahl der Sitzungen aufgehoben werden. Dem bildungspolitischen Sprecher für äußere Schulangelegenheiten der CDU-Fraktion, Lars Bocian, ist das Thema ,,Abschaffung des MSA an Gymnasien‘‘ schon lange ein Begriff. Als jahrelang engagiertes Mitglied der Gesamtelternvertretung (GEV) fand er in die Politik und fing an, sich verstärkt mit den Themen der Stadt auseinanderzusetzen. Die lange geforderte und durch den jetzigen Senat umgesetzte Neuerung freue ihn besonders. Beim Thema Bildung müsse Berlin endlich aufholen, um mit anderen Bundesländern mithalten zu können. Das könne nur geschafft werden, indem ein Komplex aus Maßnahmen umgesetzt werde. Das langfristige Ziel seien neue, moderne Schulen und mehr Lehrpersonal. Der Lehrberuf müsse wieder attraktiver werden, damit es Studienabsolventen nach Berlin zieht. Die Entlastung durch die MSA-Prüfungen sei ein erster, richtiger Schritt, um die Berliner Bildungsqualität zu verbessern, so der Bildungspolitische Sprecher.